Dienstag, 11. November 2014

Von der Hoffnung auf Veränderung und der wertschätzenden Kommunikation in deutschen Führungsetagen

Neulich auf einer Veranstaltung, auf der ich über Humor als Erfolgsstrategie in Veränderungsprozessen gesprochen habe: Die Führungskräfte haben in Kleingruppen gearbeitet, danach gab es auf vielfachen Wunsch die Gelegenheit, sich auszutauschen. Danach sollte ich sprechen, als krönender Abschluss.
Der alleroberste Chef, schwer von wirtschaftlicher und politischer Bedeutung, wurde ungeduldig und schimpfte, wann es denn endlich weitergehe. Auf den Hinweis, dass die FKs sich gerade noch austauschten, seine Antwort: "Austausch?! Also ich nenne das Kaffetrinken".
Und dann kam ich mit den Themen Humor, Wertschätzung, Respekt, Diversität, Toleranz, Vertrauenskultur in seiner Organisation.
Dennoch war er erstaunlich angetan vom Vortrag. Was mich wirklich verwundert hat. Seine Führungskräfte aber waren hin und weg.  Denn in ihrem Veränderungsprozess stehen diese Themen im Vordergrund.  Nur für ihn und seinen eigenes Verständnis von Führung resp. Durchsetzung waren diese Themen irrelevant.

In meinen letzten beiden Blogbeiträgen habe ich über den von der Initiative Neue Qualität der Arbeit erforschten Paradigmenwechsel in den Führungsetagen berichtet. Den Wechsel weg von rein profit- und prozessorientierter Führung hin zu menschenorientierter (meint alle Menschen, die am Unternehmen beteiligt sind, wie Mitarbeiter, Zulieferer, Freelancer, Kunden etc.) Führung. Das bedeutet, die eigene Kommunikation und Führung auf die fälschlicherweise "weich" genannten  Fähigkeiten wie Wertschätzung, Respekt, Transparenz, Verbundenheit,emotionale Intelligenz, Kreativität, Resilienz, Gesundheit etc.
Es steht mittlerweile außer Frage, dass sich die Mehrzahl der Unternehmen in Zukunft  mit dieser neuen Führungskultur auseinandersetzen müssen und werden. Warum das so ist, können Sie in den beiden letzten Blogbeiträgen zum Thema "Paradigmenwechsel Führung" nachlesen.

Die oben genannten Werte wurden als weich bezeichnet und damit natürlich abqualifiziert. Das ist bisher in einer männlichen Wirtschaftswelt mit männlichen Qualitätsmerkmalen, also Härte, Hierarchie, Macht, Sieg, Profit, ohne Diskussionsbedarf so gewesen. Aber Gesellschaft verändert sich und Menschen reagieren  auf solche Führungsmodelle mit Demotivation, innerer Kündigung, Krankheit.

Jeder, der einmal in seinem Leben versucht hat, in Unternehmen wertschätzend und respektvoll zu agieren, kommunizieren und zu führen, weiß, dass diese Fähigkeit nicht nur nicht weich ist, sondern verdammt hart.
Wir haben es nicht gelernt. In unserer Erziehung oft nicht, in der Schule nicht, in der Ausbildung und im Studium nicht und in Unternehmen erst recht nicht. Wertschätzung war nichts, Wettbewerb alles. Siegen war selbstverständlich. Fehler verboten! Und damit das Lernen aus Fehlern.

Und deswegen ist es kein Wunder, dass es vielen so schwer fällt,ihr Verhalten zu ändern. Denn dahinter steht ein ganzes Weltbild und ein Menschenbild. Und vor allem ein Bild von sich selbst. Und die Antwort auf die Frage: Bin ich es mir wert, positiv und wertschätzend mit mir selbst und meiner Gesundheit, meinem Stress, meiner Leistungsfähigkeit umzugehen?

Der oben beschriebene Herr hat sich die Frage noch nicht beantwortet. Wie soll er sie dann seinen Mitarbeitern zubilligen.
Die Mitarbeiter, in diesem Fall, die Führungskräfte, aber haben begonnen, diese Fragen für sich zu stellen und zu beantworten: uch ohne ihn.
Und das gibt Hoffnung. Es ändert sich was, ganz langsam, in den deutschen Organisationskulturen.


Mit humorvollen Grüßen
Jumi Vogler

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